Der Neubau macht die Integrierte Gesamtschule Rinteln zu Norddeutschlands größter Schule in Holzbauweise. Die Planung der Gebäudetechnik SHK lag in den Händen des Ingenieurbüros Reich + Hölscher aus Bielefeld.  

Foto: Formkurve92

Deutscher Architekturpreis: Anerkennung für IGS Rinteln

Die Integrierte Gesamtschule in Rinteln hat jetzt eine Anerkennung beim Deutschen Architekturpreis 2023 erhalten. Die IGS – vor Ort auch als neue Hildburgschule bekannt – war eine von 191 Bewerbungen. Elf Projekte wurden von der namhaft besetzten Jury für den Hauptkreis ausgewählt, fünf Auszeichnungen und fünf Anerkennungen wurden vergeben. Die Preisverleihung fand Ende September in Berlin statt. Der renommierte Deutsche Architekturpreis wird vom BBR, dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, nur alle zwei Jahre vergeben. „Wir freuen uns mit den Architekten von bez+kock über die Auszeichnung. Die IGS ist eine echte Teamleistung“, freute sich Stefan Wortmann, Projektleiter von Reich + Hölscher TGA-Planer GmbH.

Anerkennung beim Deutschen Architekturpreis 2023: Begründung der Jury

Architektur, Bauart und Technik der IGS Rinteln sind wegweisende Beispiele für mutiges und zeitgemäßes, weil nachhaltiges Bauen. So bewertete die Jury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises (DNP) den Neubau der IGS Rinteln: Die Jury des DNP für Architektur kam geradewegs ins Schwärmen: „Das Schulgebäude zeichnet sich außen wie innen durch die konsequente Umsetzung einer Holz-Beton-Hybridbauweise aus und macht eine zukunftsweisende und klimaschonende Architektur für Schüler, Eltern und Lehrer nicht nur sichtbar, sondern auch sinnlich erlebbar. Räume prägen Menschen! Und weiter heißt es: „Jeder Neubau muss mit einer reduzierten CO2 Emission dazu beitragen. Bei der IGS wurden bei der Errichtung entscheidende Reduzierungen erreicht, die auch für die Lebenszyklusbetrachtung relevant sind.“ Der Energiebedarf im Betrieb wird durch passive Maßnahmen, mit minimierter technischer Gebäudeausrüstung, wie Nachtauskühlung mit Oberlichtern erzielt. Eine Photovoltaikanlage deckt nahezu den prognostizierten Strombedarf des Gebäudes. Die IGS integrierte Gesamtschule in Rinteln ist ein beispielhafter Schulbau, der mutig und ästhetisch zeigt, wie zukunftsweisend gute Räume wirtschaftlich erstellt werden können. Neubauten ohne einen hohen Anteil nachwachsender, CO2 reduzierter Baustoffe, helfen dem Klima nicht. Die IGS ist als demontierbarer Massivholzbau ausgeführt. Das an der Fassade verbaute Lärchenholz stammt aus dem Forst des Bauherrn Landkreis Schaumburg. Nahezu alle wesentlichen Tragwerks- und Bauteile sind im Innenraum sichtbar. Dadurch wird der Holzbau initialer Bestandteil des Gestaltungskonzepts, dass zudem mit dem Holzbaureis des Landes Niedersachsens ausgezeichnet wurde.

Klare Architektur

Der 112 Meter lange Neubau beeindruckt mit seiner ruhigen, rechteckigen Geometrie. Klar und einfach ist auch die innere Aufteilung des Neubaus: Im Erdgeschoss sind 13 Fachunterrichtsräume für Biologie, Physik, Chemie, Kunst/Werken, Musik und EDV untergebracht, dazu Besprechungsräume, Verwaltung und Technik. Im Obergeschoss sind alle 30 Schulklassen mit Multimedia-Screens und Kautschukböden ausgestattet. Dabei ist jedem Jahrgang ein eigener Gebäudeteil mit Innenhof zugeordnet. Alle Räume sind über die Aufzüge barrierefrei zu erreichen. Mittelpunkt der Schule ist die Aula.

Energiekonzept mit Zukunft

Angenehme Raumatmosphäre und Materialhaptik verbinden sich mit rationeller Fertigung, kurzer Bauzeit (Herbst 2019 bis Herbst 2021) und einem zukunftsweisenden Energiekonzept. Und das hat es in sich: Der Großteil des Stromenergiebedarfs des Gebäudes wird in einer Aufdach-Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 200 kWp produziert. Auf eine elektrische Lüftungsanlage verzichteten die Planer. Dafür gibt es Systeme für automatische Abschattungen an heißen Sommertagen und einen Innenluftaustausch in den Nachtstunden.

Die im Gebäude benötigte Wärme wird extern erzeugt, in einem Biogas-Heizkessel und einem Blockheizkraftwerk. Die IGS Rinteln ist mit dem Kraftwerk über einen Fernwärmeanschluss verbunden.

Landrat lobt Herzblut der Planer

Landrat Jörg Farr vom Landkreis Schaumburg lobte als Hausherr das Ergebnis: Viel Wissen, viel Engagement und viel Herzblut der Planer sei in das Gebäude eingeflossen. Die IGS sei eine zukunftsweisende Schule mit großer Strahlkraft auf die ganze Republik. Glücklich mit Bauweise und Ausführung ist auch Schaumburgs Baudezernent Fritz Klebe: Er erinnerte daran, dass es anfangs Widerstand gegen die Holzbauweise gegeben habe. Einige Politiker hätten bei den ersten Überlegungen an einen roten Ziegelbau gedacht. Er zeigte sich erfreut, dass letztlich einer Experimentierfreude „wie man sie aus den Niederlanden kenne“ Raum gelassen wurde. Dabei gab es, so Klebe, auch formale Widerstände zu überwinden: „Viele Bauvorschriften orientieren sich an konventionellen Bauten.“

Geschlossene Innenhöfe trennen und belichten die unterschiedlichen Gebäudeteile. Im ersten und zweiten Geschoss finden sich die Unterrichtsräume für die 840 Schülerinnen und Schüler der IGS Rinteln.

Foto: bez+kock

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