Integrierte Gesamtschule Rinteln, 2021

Der Neubau macht die Integrierte Gesamtschule Rinteln zu Norddeutschlands größter Schule in Holzbauweise. Die Planung der Gebäudetechnik SHK lag in den Händen des Ingenieurbüros Reich + Hölscher aus Bielefeld.  Foto: Formkurve92

Nachhaltigkeit macht Schule aus

In das Finale um den Deutschen Nachhaltigkeitspreis (DNP) haben es ganze vier Bauprojekte geschafft. Eines davon ist die Integrierte Gesamtschule Rinteln, kurz IGS. Architektur, Bauart und Technik sind wegweisende Beispiele für mutiges und zeitgemäßes, weil nachhaltiges Bauen. Die Experten des Ingenieurbüros Reich + Hölscher aus Bielefeld planten den ganzen SHK-Teil der Gebäudetechnik.

Die Jury des DNP für Architektur kam geradewegs ins Schwärmen: „Das Schulgebäude zeichnet sich außen wie innen durch die konsequente Umsetzung einer Holz-Beton-Hybridbauweise aus und macht eine zukunftsweisende und klimaschonende Architektur für Schüler, Eltern und Lehrer nicht nur sichtbar, sondern auch sinnlich erlebbar. Räume prägen Menschen! Und weiter heißt es: „Jeder Neubau muss mit einer reduzierten CO2 Emission dazu beitragen. Bei der IGS wurden bei der Errichtung entscheidende Reduzierungen erreicht, die auch für die Lebenszyklusbetrachtung relevant sind.“

Der Energiebedarf im Betrieb wird durch passive Maßnahmen, mit minimierter technischer Gebäudeausrüstung, wie Nachtauskühlung mit Oberlichtern erzielt. Eine Photovoltaikanlage deckt nahezu den prognostizierten Strombedarf des Gebäudes. Die IGS in Rinteln ist ein beispielhafter Schulbau, der mutig und ästhetisch zeigt, wie zukunftsweisend Räume wirtschaftlich erstellt werden können. Neubauten ohne einen hohen Anteil nachwachsender, CO2 reduzierter Baustoffe, helfen dem Klima nicht. Die IGS ist als demontierbarer Massivholzbau ausgeführt. Das an der Fassade verbaute Lärchenholz stammt aus dem Forst des Bauherrn Landkreis Schaumburg. Nahezu alle wesentlichen Tragwerks- und Bauteile sind im Innenraum sichtbar. Dadurch wird der Holzbau initialer Bestandteil des Gestaltungskonzepts, das zudem mit dem Holzbaupreis des Landes Niedersachsens ausgezeichnet wurde.

Geschlossene Innenhöfe trennen und belichten die unterschiedlichen Gebäudeteile. Im ersten und zweiten Geschoss finden sich die Unterrichtsräume für die 840 Schülerinnen und Schüler der IGS Rinteln.

Foto: bez+kock

Klare
Architektur

Der 112 Meter lange Neubau beeindruckt mit seiner ruhigen, rechteckigen Geometrie.

Klar und einfach ist auch die innere Aufteilung des Neubaus: Im Erdgeschoss sind 13 Fachunterrichtsräume für Biologie, Physik, Chemie, Kunst/Werken, Musik und EDV untergebracht, dazu Besprechungsräume, Verwaltung und Technik. Im Obergeschoss sind alle 30 Schulklassen mit Multimedia-Screens und Kautschukböden ausgestattet. Dabei ist jedem Jahrgang ein eigener Gebäudeteil mit Innenhof zugeordnet. Alle Räume sind über die Aufzüge barrierefrei zu erreichen. Mittelpunkt der Schule ist die Aula.

Energiekonzept mit Zukunft

Angenehme Raumatmosphäre und Materialhaptik verbinden sich mit rationeller Fertigung, kurzer Bauzeit (Herbst 2019 bis Herbst 2021) und einem zukunftsweisenden Energiekonzept. Und das hat es in sich: Der Großteil des Stromenergiebedarfs des Gebäudes wird in einer Aufdach-Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 200 kWp produziert. Auf eine elektrische Lüftungsanlage verzichteten die Planer. Dafür gibt es Systeme für automatische Abschattungen an heißen Sommertagen und einen Innenluftaustausch in den Nachtstunden.

Die im Gebäude benötigte Wärme wird extern erzeugt, in einem Biogas-Heizkessel und einem Blockheizkraftwerk. Die IGS Rinteln ist mit dem Kraftwerk über einen Fernwärmeanschluss verbunden.

Landrat lobt Herzblut der Planer

Landrat Jörg Farr lobte als Hausherr das Ergebnis: Viel Wissen, viel Engagement und viel Herzblut der Planer sei in das Gebäude eingeflossen. Die IGS sei eine zukunftsweisende Schule mit großer Strahlkraft auf die ganze Republik. Glücklich mit Bauweise und Ausführung ist auch Schaumburgs Baudezernent Fritz Klebe: Er erinnerte daran, dass es anfangs Widerstand gegen die Holzbauweise gegeben habe. Einige Politiker hätten bei den ersten Überlegungen an einen roten Ziegelbau gedacht. Er zeigte sich erfreut, dass letztlich einer Experimentierfreude „wie man sie aus den Niederlanden kenne“ Raum gelassen wurde. Dabei gab es, so Klebe, auch formale Widerstände zu überwinden: „Viele Bauvorschriften orientieren sich an konventionellen Bauten.“

Projekt

Bau einer energieeffizienten Integrierten Gesamtschule in Holzbauweise, Rinteln

Entwurf

bez+kock architekten
Stuttgart

Bearbeitete Leistungsphasen

LPH 1-9

Auftraggeber

Landkreis Schaumburg
Jahnstraße 20
Kreishaus
31655 Stadthagen
Fon 05721 703-0
www.schaumburg.de

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