Grünheide-Energiekonzept wird Vorbild für viele Quartiere werden

Die Entstehung des Wohnquartiers Grünheide in Bielefeld ist ein bundesweit vielbeachtetes Projekt: Das bewies jetzt ein gemeinsames Online-Seminar des Ingenieurbüros Reich + Hölscher (Bielefeld), des Systemlieferanten Rehau AG + Co. (Erlangen), des Softwareherstellers Vela Solaris (Winterthur, Schweiz) und der Kanzlei für Energie- und Umweltrecht Gent Ritter Kollegen (Hannover).

Mehr als 100 Teilnehmer informierten sich über das Thema „Energieversorgung Grünheide: Langfristig bezahlbarer Wohnraum ist möglich.“ Rund die Hälfte der Teilnehmer gab dabei an, den Bau von Nahwärmenetzen in Betracht zu ziehen.

Die Grünheide ist ein ebenso innovatives wie vorbildliches Konzept für neue Wohnquartiere, das preiswertes Wohnen nachhaltig möglich macht. Hauptbestandteil ist eine nahezu ausschließliche Versorgung mit regenerativ erzeugter Energie. Strom und Wärme werden vor Ort erzeugt, die Wärme durch ein Nahwärmenetz in die Gebäude geleitet. Durch hohe Baustandards und preiswert erzeugte Energie werden die Betriebskosten langfristig deutlich niedriger sein als in vergleichbaren Neubauquartieren. Die Größe des Quartiers (bis zu 600 WE im Endausbau und vor allem Mietwohnungen) erfüllt die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen (Familien, junge und ältere Singles und Paare).

Komplexe Planung

Thomas Leidecker und Florian Stork von Reich + Hölscher stellten das Baugebiet und den Planungsprozess der Energieversorgung vor. Im Mittelpunkt standen Hypothesen, wie eine nahezu autarke Versorgung mit Strom, Wärme und Warmwasser möglich ist. Diese wurden mit Hilfe eines umfassenden Variantenvergleichs überprüft. Messlatte war die Simulation aller Varianten mittels der Software Polysun von Vela Solaris. Hanna Gäbelein gab den Teilnehmern Einblicke in die Tiefe der erfassten Daten und in die Vielzahl von Erkenntnissen. Grundlage für die letztliche Entscheidung zugunsten einer Energiegewinnung aus Luftwärme und Sonne waren Modelle mit hohem Detailgrad. Für jedes einzelne Gebäude erfassten die Planer alle Nutzungsdaten und Leitungslängen.

Technik ist verfügbar

Olaf Kruse, Projektmanager Nahwärme des Rohrsystem-Herstellers Rehau, stellte die Systeme der Wärmeverteilung im Quartier vor: Hoch wärmegedämmte Kunststoff-Rohrsysteme sind ideal für den unterirdischen Nahwärme-Transport über insgesamt 1.370 Meter. Auf Basis der gebäudespezifischen Auslastung werden in der Grünheide alle Rohrquerschnitte zugunsten geringstmöglicher Wärme- und Druckverluste minimiert. Kruse misst dem Niedertemperaturnetz in Bielefeld eine Mindestlebensdauer von 100 Jahren zu.

Fördertöpfe angezapft

Im vierten Vortrag beleuchtete Florian Stork von Reich + Hölscher das für die Grünheide erarbeitete Förderkonzept: Genutzt werden wird eine Bundesförderung für effiziente Wärmenetze 4.0 ebenso wie eine KfW-Förderung für die Gebäude. Beides wird sich positiv auf den wirtschaftlichen Betrieb auswirken.

Rechtslage ist sehr komplex

Fachjuristin Dr. Franziska Lietz von der Kanzlei Ritter Gent Kollegen führte die Teilnehmer in die hohe Komplexität auf juristischer Seite ein. Denn dort, wo vor Ort erzeugte Energie an Mieter abgegeben oder in Ladesäulen eingespeist wird, sind eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen zu beachten und auch Hürden zu nehmen. Aber damit kennen sich bislang nur wenige aus, weil nahezu energieautarke Wohnquartiere wie die Grünheide noch für die meisten Projektentwickler oder Wohnungsbaugenossenschaften Neuland sind.

Neues Wissen ist gefragt

Moderatorin Christiane Balzer, Leiterin der Rehau Akademie, sprach in ihrer Konklusion vielen Teilnehmern aus der Seele. Sie lobte Konzept und Planung der Grünheide-Energieversorgung: „Das ist ein toller Schritt in die Zukunft.“ Das erste Online-Seminar dieser Art zeigte, wie eine kluge Stadt- und Quartiersplanung die Energiewende mitgestalten kann. Aber auch, dass es sehr viel Expertise auf Seiten der Planung braucht, um sich nicht in den Fallstricken der Komplexität zu verfangen.

Hier können Sie das Video der Online-Konferenz ansehen!

Die Website des Investors finden Sie unter www.gruenheide-bielefeld.de.

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